Kaum jemand kennt sie nicht – die Blockchain. Manchen ist sie vielleicht besser bekannt als „das mysteriöse Ding, das Bitcoin ermöglicht hat und unser Leben in Zukunft auf den Kopf stellen soll“ oder „das mit Crypto“.
Technikaffine und Enthusiasten beschäftigen sich schon längst mit ihr. Seit der ersten Bitcoin-Preisexplosion 2011, die praktisch über Nacht nichtsahnende Technikinteressierte zu Millionären gemacht hat, steht die Technologie auch auf der Watchlist von Tradern, Finanzgurus und den Jägern des schnellen Gelds. Und langsam, aber sicher wird man auch in etablierten Geschäftsbereichen immer häufiger mit dem Begriff konfrontiert, und weiß nicht so recht, was man damit machen soll.
Manche belächeln sie. Manche fürchten sie. Manche ersehnen sie. Man hört vom totalen Umbau oder der Auflösung bestehender Geschäftsmodelle und -praktiken. Man hört von Ersparnissen und Erleichterungen, die die Technologie bringen kann. Man hört von der Demokratisierung des Internets. Und man hört, dass das doch alles so nicht funktionieren kann. Alles nur Träumereien, die der Realität doch niemals standhalten können? Alles nur gehyped?
Um ein wenig Licht ins Dickicht des Blockchain-Dschungels zu bringen, bieten wir Ihnen folgend einen Faktencheck. Was ist Blockchain? Was kann Blockchain? Was kann Blockchain NICHT? Und muss Sie das überhaupt interessieren?
Was Blockchain ist
Auf den Punkt gebracht: Eine Blockchain stellt eine Aneinanderreihung von Ereignissen dar. Eine technisch ausgereifte und zugegeben komplexe Darstellung. Eine Darstellung, die mittels kryptografischer Mittel und durch Verteilung auf unzählige, unabhängige Server vor Manipulationen geschützt ist und auf zentrale Autoritäten zur Vertrauenssicherung verzichten kann – doch die grundlegende Information darin lässt sich letztlich auf eine Aneinanderreihung von Ereignissen hinunterbrechen. „Alice schickt Bob 5 Bitcoin“, „Bob überlässt Alice sein Grundstück“, „Firma X sendet 10 Kisten an Firma Y“, „Firma Y nimmt 10 Kisten von Firma X entgegen“.
Die bekanntesten Blockchains – Bitcoin und Ethereum – sind als digitale Währung respektive als Plattform für dezentrale Anwendungen (sogenannte DApps) konzipiert. Generell sind im Finanzsektor die Überlegungen und Implementierungen von Blockchains schon am weitesten Fortgeschritten – Stichwort Decentralized Finance. Überlegungen, Prototypen und fertige Produkte gibt es aber bereits in einigen Bereichen – unter anderem etwa dem Supply Chain Management, dem Gesundheits- und Versicherungswesen, dem Authentizitäts- und Eigentumsnachweis oder der Musikindustrie.
Was Blockchain kann
- Daten speichern
- Ereignisse in zeitliche Reihenfolge zueinander setzen – Bob hat 10 Bitcoin erhalten, BEVOR er 10 Bitcoin ausgegeben hat
- Ereignisse validieren – Ist Bob dazu berechtigt, 10 Bitcoin auszugeben? Hat er diese 10 Bitcoin tatsächlich zur Verfügung? War es wirklich Bob, der das Ereignis angestoßen hat, und nicht ein Betrüger?
- Verträge festschreiben – „Wenn Bob 5 Bitcoin erhält, überträgt er die Eigentumsrechte für sein Grundstück an Alice“
- Verträge automatisch abwickeln – „Sobald 5 Bitcoin von Alice bei Bob ankommen, werden die Eigentumsrechte für sein Grundstück vollautomatisch an Alice überschrieben“ – ohne dass ein manueller Eingriff möglich oder notwendig wäre
- Auf eine zentrale Autorität verzichten – Klassische Datenmanagementsysteme müssen von irgendjemandem betrieben
werden, der dadurch die (zumindest theoretische) Möglichkeit hat, Daten nach Belieben zu manipulieren. Blockchains dagegen werden von allen Teilnehmern in Gemeinschaft betrieben und verwaltet – ohne dass sich die Teilnehmer untereinander kennen oder sich vertrauen müssen
Was Blockchain NICHT kann
- Vergessen – Alles, was einmal in die Blockchain geschrieben wird, kann nie wieder entfernt werden, ohne die Blockchain als Gesamtes unbrauchbar zu machen
- Verändern – Einmal in die Blockchain geschrieben, können die Daten auch nie mehr verändert werden
- Kontrolliert werden – Einmal entwickelt und gestartet, ist eine Blockchain ein Selbstläufer, der einzig dem zuvor definierten Algorithmus folgt. Je nachdem, wie viele der Teilnehmer man selbst kontrolliert, können zwar Änderungen am Algorithmus durchgesetzt werden – eine Administration im klassischen Sinne ist bei Blockchains jedoch ausgeschlossen (und auch nicht notwendig)
- Die Welt retten – Blockchains sind kein Allheilmittel. Noch nicht.
Wann Blockchains Sinn machen
Wie man sehen kann, kommen Blockchains also mit ihren ganz eigenen Vor- aber auch Nachteilen. Der oft angestellte Vergleich mit klassischen Datenbanksystemen ist unserer Ansicht nach jedoch nicht fair. Blockchains sollen keinesfalls als blanko Ablöse klassischer Datenbanksysteme verstanden werden – viel mehr sind sie das geeignete Mittel der Wahl für ganz spezifische Anwendungsfälle, die von klassischen Datenbanksystemen nur durch unbefriedigende organisatorische Behelfslösungen abgedeckt werden können.
Wann immer Sie vor der Situation stehen, mit Partnern auf Augenhöhe, ohne eine zentrale Vertrauensstelle zur Koordination ein System aufzusetzen, das als Basis der Zusammenarbeit dient, und dem jeder Partner uneingeschränkt vertrauen kann – dann, genau dann stehen Sie vor einem Blockchain Use Case.
Das klassische Beispiel dafür ist zweifelsohne ein gemeinsames Zahlungssystem, wie es etwa die Idee hinter Bitcoin war. Die Finanzindustrie erprobt bereits zahlreiche weitere Anwendungsfälle. Doch auch im Supply Chain Management, dem Zertifizierungswesen, bei Echtheitsnachweisen, in der öffentlichen Verwaltung, Vertragswesen, Eigentumsnachweisen, bei der Verwaltung von Teams und vielem mehr sind Blockchain Use Cases denkbar.
Fazit
Ist Blockchain also nichts als ein Hype? Unsere Antwort lautet, wie bei solchen komplexen Themen so oft – Jein. Die Use Cases, die man erhofft mittels Blockchain verwirklichen zu können, sind echt und können (klug eingesetzt) einen echten Mehrwert für Unternehmen, eine verbesserte und reibungsfreiere Zusammenarbeit unter Partnern und Stakeholdern auf Augenhöhe, und einen Mehrwert für die Gesellschaft liefern.
Dennoch sind Blockchains kein Allheilmittel – es gilt der Grundsatz: Keep it simple and smart! Wenn sich Ihr Problem besser mit einem klassischen Datenbanksystem lösen lässt, zögern Sie nicht von Blockchains Abstand zu nehmen. Ist das jedoch nicht der Fall, liefern Ihnen Blockchains ein mächtiges Mittel, um Ihr Leben und die Zusammenarbeit mit Ihren Partnern ein gutes Stück weit einfacher zu machen.
Call to Action
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